Die Geschichte des Karneval und der Fastnacht in Mainz geht zurück bis ins 16. Jahrhundert. Ja, so lange ist das schon her. Warum es so lange gedauert hat, bis sich die ersten Karnevalsvereine gründeten, das kann so genau niemand mehr sagen. Jedenfalls geschah dies erst im 19. Jahrhundert. Die Geschichte des Karneval kennt also auch ein wenig den Dornröschenschlaf. Ob sich von ihm der Name des Rosenmontag ableitet… man weiss es nicht.
Der Krähwinkler Landsturm aus dem Jahr 1837
Ein bunter Zug von Narren soll es gewesen sein, den der Kaufmann Nikolaus Krieger um sich scharte, als er anno 1837 den „Krähwinkler Landsturm“ anzettelte. Viele bezeichnen den Krähwinkler Landsturm als den Urvater des Mainzer Rosenmontagszugs. Wann genau – also an welchem Tag – er stattfand, das kann heute keiner mehr sagen. Naja, Rosenmontag in Mainz ist das Gedächtnis stets aufs neue hart auf eine die Probe gestellt. Schwüre von ewger Treue, der Haustürschlüssel, gar manche Unschuld oder Monatslohn und eben auch so manches Datum gehen da schon mal verloren.
Die altehrwürdige Mainzer Ranzengarde
Was man aber weiß, das ist, dass sich eine 15-köpfige närrische Bürgerwehr an diesem Umzug am Rosenmontag in Mainz beteiligte. Eine weitere närrische Keimzelle sozusagen, aus der später dann die auf den Mainzer Großkaufmann Johann Kertell zurückgehende Mainzer Ranzengarde hervorgegangen sein soll. Alles ist eben ein wenig verwoben in der Mainzer Fastnacht.
Auch Tradition – von der man in der Geschichte des Karneval nie zuviel haben kann – sind die Uniformen der Ranzengarde. Diese gehen auf den (letzten) Mainzer Kurfürsten Friedrich Karl Joseph von Erthal zurück.
Der MCV Mainzer Carneval-Verein von 1838
Als im Jahr 1838 der MCV Mainzer Carneval-Verein sich gründete, durfte er bei seine Sitzungen auf den militärischen Schutz durch die Ranzengardisten rechnen. Rechnen dürfen die Ranzengardisten aber auch. Genauer: messen. Es steht geschrieben, dass ein Ranzengardist beim Eintritt in das närrische Bataillon einen Mindestumfang von „sechs Fuß“ oder alternativ ein Mindestgewicht von „zwei Zentnern brutto“ aufweisen muss. So wie der Preußenkönig seine langen Kerls hatte, hatten die Mainzer nun ihre breiten mit dem namensgebenden Bauch, dem „Ranzen“. Der Body-Maß-Index ist hier zwar etwas suboptimal, aber tendentiell hat man so die geselligen und feierfesten Mainzer in einen Korb gesteckt. Man darf diese Zeit als die Gründungsphase der Geschichte des Karneval bezeichnen.
Die schwer zu bändigenden Mainzer Narren
Zu toll trieben es die Mainzer zur Fastnachtszeit. So toll, dass man sich obrigkeitsseits von der Genehmigung des Mainzer Carneval-Vereins unter anderem auch versprach, dass dem „bisherigen karnevalistischen Wildwuchs auf Straßen etc.“ Einhalt geboten werden möge. „Ordnung, veranstaltete Form und ästhetische Gestaltung“ sollten Einzug halten, so glaubte die hessische Provinzialregierung.
Es sollte aber nicht lange dauern, bis die Mainzer nicht mehr mit „Frohsinn und Wohltun“ zufrieden waren. Die Vermählung von König Carneval und der Jungfrau Moguntia, die Geburt des Hanswurst aus einer riesigen Weinflasche auf dem Marktplatz, das waren die Highlights der ersten Jahre. Der Mainzer fühlte sich jedoch zu Höherem geboren und wollten die Geschichte des Karneval ein wenig umschreiben.
Zu dieser Zeit wies die Mainzer Fastnacht bereits einige Höhepunkte auf, derer man sich auch heute noch rühmt: Fastnachtsposse, Sitzungen, die Kappenfahrt am Fastnachtsdienstag.
Des Mainzers Element: die politische Fastnacht
Feiern kann er, lustig ist er auch. Dennoch erhielt schon nach wenigen Jahren die Mainzer Fastnacht einen politischen Touch. Kein geringerer als Paul Zitz, der politisch engagierte MCV-Präsident und spätere Abgeordnete der Paulskirche sowie der Demokrat Philipp Wittmann hinterließen ihr Handschrift in der Mainzer Fastnacht. Seinen Anfang nahm dies bei der Wahl des alljährlichen Fastnachtsmottos. Das Thema der Pressefreiheit bewegte damals die Gemüter, fand Einzug in Sitzungen und im Rosenmontagszug und gipfelte in teils verhaltenem, teils offenem Protest. Es war schon eine kleine Provokation, als 1846 vor dem Theater die Zensur symbolisch verbrannt wurde. Es setzte sich auch in den beiden närrischen Publikationen „Narrhalla“ und die „Neue Mainzer Narrenzeitung“ fort. Eh voilá: die politische Fastnacht in Mainz ist geboren!
Die Fastnacht im Dritten Reich
Die Geschichte des Karneval kennt in Mainz auch ein dunkles Kapitel. Wie man sich vorstellen kann, war das Aufrechterhalten des politischen Fastnacht zu Zeiten des Dritten Reichs ein Ritt auf dem Vulkan. Nur sehr wenige und couragierte Persönlichkeiten pflegten dieses lebensgefährliche Hobbie in Ansätzen. Aber auch hier beschränkte sich die Kritik am Regime auf Andeutungen zwischen den Zeilen. Rundschläge, wie sie heute in der Fernsehfastnacht und in der Mainzer Saalfastnacht üblich sind, wären damals einen Todesurteil gleichgekommen. Umgekehrt versuchten die Nationalsozialisten teilweise recht erfolgreich, die Mainzer Fastnacht für ihre Propaganda nutzbar zu machen.