Zweihundert Demonstranten vor den Toren des Kurfürstlichen Schlosses in Mainz, während im Innern Thilo Sarrazin („Deutschland schafft sich ab“) eine eher dröge Figur abgab. Doch das fiel nicht weiter in der Gesamtstimmung des Abends auf.
Mit „Biedermann und die Brandstifter“ (Max Frischs Drama über Herrn Biedermann, der zwei Brandstifter in seinem Haus aufnimmt, durchaus ahnend, dass diese es anzünden werden) empfingen die Demonstranten die kostümierten Besucher, die in das Mainzer Kurfürstliche Schloss strömten, vielleicht etwas angespannt ob der Stimmung und der allgemeinen Kritik, die im Vorfeld jedes Gefühl von guter Laune zu verderben drohte.
Der Grund? Ein Bestsellerautor, der seit Wochen, nein seit Monaten die Verkaufslisten der Bücher in Deutschland mit seinem Buch „Deutschland schafft sich ab“ anführt, das die Nation deutlich gespalten hatte und eine Diskussion anstieß, die nach ersten Aufregungen nun in die richtige Richtung zu gehen scheint. Thilo Sarrazin, Finanzsenator im Berliner Senat und danach bis Ende September 2010 Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank. Sarrazin sollte die Laudatio für den neuen Preisträger des Ehrenpreises der Mainzer Ranzengarde, der Kabarettist Lars Reichow, halten. Dies hatte im Vorfeld für Empörung gesorgt und eine Gegenbewegung in Mainz initiiert.
Doch wie war es denn nun im Festsaal des Schlosses? Ach, eigentlich nicht besonders. Sarrazin glänzte nicht gerade als Redner und Reichow bezeichnete den Laudator als „Spätzündler“, was man schnell als kritische Anmerkung hätte verstehen können. Doch Reichow beschwichtigte im selben Atemzug: „Die Mehrheit ist ganz Ihrer Meinung“. Spätestens am Rosenmontag wird diese Kontroverse im Konfetti-Regen und unter den Helau-Rufen aus tausenden Kehlen vergessen sein.